Blau-Gelb Cazis gewinnt Spiel 3 der Playoff-Final-Serie gegen den SV Wiler-Ersigen mit 12:11 n.V. und feiert den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Bei den Frauen setzt sich der UHC Oekingen ebenfalls im dritten Spiel und erst nach Verlängerung mit 7:6 gegen die Titelverteidigerinnen Red Devils March-Höfe Altendorf durch.
Viel wurde diskutiert im Vorfeld des diesjährigen Playoff-Finals. Während in der Halbfinal-Serie zwischen Cazis und Kappelen vor allem Szenen nach dem entscheidenden Bündner Tor in der Verlängerung von Spiel 3 zu reden gaben, sorgten auf Seiten des SV Wiler-Ersigen die (Teil-)Einsätze von Patrick Mendelin für immensen Gesprächsstoff. «Spielt er, oder spielt er nicht», war dann auch die grosse Frage. Auf der anderen Seite konnte Cazis spielertechnisch während der gesamten Saison regelmässig aus dem Vollen schöpfen und holte sich auf souveräne Art und Weise zum ersten Mal den Qualifikationssieg. Im insgesamt dritten Playoff-Final der Vereinsgeschichte und dem zweiten in Folge sollte endlich der erste Sieg ins Bündnerland mitgenommen werden. Wiler hingegen holte aus den letzten fünf Qualifikationsspielen nur einen Punkt, klassierte sich letztendlich nur dank einem minimal besseren
Torverhältnis auf Rang drei und entging so dem frühzeitigen Viertel-Final-Duell mit Cazis nur knapp. In der Folge wurde zwar Titelverteidiger Gossau überraschend souverän in zwei Spielen bezwungen, gegen Gansingen, das Überraschungsteam der Saison, setzte man sich – wie auch Cazis gegen Kappelen – erst in der Verlängerung von Spiel 3 durch. Aufgrund der bisherigen Saison durfte man Cazis also durchaus als leichten Favoriten betrachten, immer aber mit einem Blick auf die Aufstellung der Wundertüte aus Wiler.
So gesehen verlief in Spiel 1 alles erwartungsgemäss. Die Partie war äusserst umkämpft und während zwei Dritteln ausgeglichen. Dennoch war es Cazis, welches zur Spielmitte mit zwei Toren den entscheidenden Vorsprung erzielen konnte und diesen in der Folge routiniert verwaltete. Wiler, welches unter anderem ohne Patrick Mendelin oder Marc Dysli angetreten war, konnte zu Beginn des Schlussabschnitts zwar nochmals bis auf einen Treffer verkürzen, zu mehr reichte es dann aber nicht mehr. Cazis gewann verdient und letztendlich klar mit 9:5.
Gleiches Bild bot sich zu Beginn von Spiel 2. Die Gäste aus dem Bündnerland führten nach 25 Minuten mit 4:2 und hatten Spiel wie Gegner grösstenteils unter Kontrolle. Wiler seinerseits agierte unsicher, was sich in vielen leichtsinnigen Ballverlusten und ungenauen Zuspielen ausdrückte. Was danach folgte, war jedoch ganz grosse Klasse. Der SVWE drehte den Zwei-Tore-Rückstand mit sieben Toren innert 13 Minuten zum vorentscheidenden 9:5-Zwischenresultat. Dass das Duo Mendelin/Dysli an insgesamt sieben von elf erzielten Toren beteiligt war, erscheint dabei auf den ersten Blick als Schlüssel zum Erfolg. Viel mehr aber war es das gesamte Wiler Team, welches die individuelle Fehlerquote drastisch senken, das Spieltempo merklich hochdrehen und den Gegner so zunehmend einschnüren konnte. Die Wiler Machtdemonstration fand dann auch im Schlussdrittel keinen Abbruch, als Cazis mit drei schnellen Toren innert 90 Sekunden nochmals den vermeintlichen Anschluss fand. Abgeklärt und äusserst spielintelligent brachte Wiler den Vorsprung über die Zeit, während Cazis auch mit dem sonst so berüchtigten 4-gegen-3 nicht mehr gross reüssieren konnte.
Dementsprechend offen war die Ausgangslage vor der Belle in Flims. Beide Teams liessen in den ersten beiden Spielen phasenweise ihre Klasse aufblitzen, ohne diese aber während 60 Minuten auf den Platz zu bringen. Erwartungsgemäss ausgeglichen und emotional verlief auch das dritte und entscheidende Aufeinandertreffen, welches erst in der Verlängerung entschieden wurde. Während der gesamten Partie konnte kein Team mit mehr als zwei Toren in Führung gehen, was in einem 11:11-Unentschieden nach 60 Minuten resultierte. Die spielentscheidende Szene ereignete sich jedoch nicht erst in der Verlängerung, sondern drei Sekunden zuvor, als Zurflüh auf die Strafbank beordert wurde. Danach dauerte es gerademal 38 Sekunden, bis Hartmann Blau-Gelb nach bisher zwei verlorenen Playoff-Finals erlöste und damit den ersten nationalen Titel der Vereinsgeschichte ins Bündnerland holte.
Über die gesamte Saison gesehen geht der Titel für Cazis in Ordnung. Die Bündner verloren lediglich drei Spiele, zwei davon in den Playoffs und eines davon im Cup-Halbfinal gegen Nuglar. Wiler dagegen zeigte über die gesamte Spieldauer hinweg mindestens zwei Gesichter, liess zuletzt aber spätestens im Final seine enorme Klasse aufblitzen. Dass es schlussendlich nicht zum Titel gereicht hat, ist der Cazener Eingespieltheit und letztendlich dem ungeheuren Selbstbewusstsein, endlich den langersehnten Titel zu holen, geschuldet.
Oekingen schafft das Double
Bei den Frauen stand die Reprise des letztjährigen Playoff-Finals auf dem Programm. Der amtierende Cupsieger Oekingen forderte den Titelverteidiger aus Altendorf zur Revanche. Immer wieder standen sich diese beiden Teams in der Vergangenheit gegenüber, zuletzt im diesjährigen Cup-Viertelfinal, in dem sich Oekingen mit 12:8 durchsetzen konnte.
Äusserst umkämpft waren dann auch die ersten beiden Partien der Rivalinnen. Spiel 1 entschied Altendorf knapp, aber durchaus verdient mit 6:5 für sich. Den letztjährigen 2:0-Finalsieg konnten die Red-Devils aber nicht wiederholen, weil sich die Solothurnerinnen zu Hause stark verbessert zeigten und die Serie zum 1:1 ausglichen. Oekingen war in den entscheidenden Momenten treffsicherer und agierte über die gesamte Serie gesehen abgeklärter, was nicht zuletzt am (laut-)starken Coaching des Trainergespanns lag. So behielten die Oekingerinnen dann auch in der Verlängerung des dritten Spiels den kühleren Kopf und konnten nach knapp drei Minuten den insgesamt dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte bejubeln.
Text: Cedric Heer
Nach dem Cupsieg holen sich die Ö-Queens auch den Meistertitel auf dem Kleinfeld.