Natalie Stadelmann steht nicht mehr für die Nationalmannschaft zur Verfügung. Nach über 14 Jahren im Dienste der Damen-Nationalmannschaft hat sich Rekord-Nationalspielerin Natalie Stadelmann entschieden, sich nicht mehr für die Nationalmannschaft zur Verfügung zu stellen. swiss unihockey hat sich mit der unermüdlichen Kämpferin, welche nach 124 Nationalmannschafts-Einsätzen keine internationalen Spiele mehr bestreiten wird, unterhalten.
swiss unihockey: Was war ausschlaggebend für deinen Nati-Rücktritt? War der Entscheid von langer Hand geplant? Hatte die letzte Weltmeisterschaft mit dem enttäuschenden vierten Rang einen entscheidenden Einfluss auf deinen Entschluss?
Stadelmann: Schon länger geplant kann man vielleicht nicht sagen. Ich habe 14 Jahre für die Nationalmannschaft gespielt, das ist eine lange Zeit. Manchmal kommt einfach der Moment, wo man sagen muss, jetzt ist Schluss. Klar, der vierte Rang war extrem enttäuschend und ich habe wahrscheinlich meine schlechteste WM gespielt, aber Einfluss hatte dieser vierte Rang nicht auf meinen Entscheid.
swiss unihockey: Bestimmt buhlen schon zahlreiche Vereine um deine Gunst….. Kannst du uns bereits verraten, ob du den Stock nun an den Nagel hängst oder noch eine weitere Saison spielen wirst?
Stadelmann: Ehrlich gesagt weiss ich noch nicht, was ich machen werde. Aber wenn ich tatsächlich weiterspiele, dann hier in Mora oder bei Red Ants Winterthur.
swiss unihockey: Kannst du uns die Beweggründe für diesen Entscheid (weiterzumachen oder aufzuhören) mitteilen? / Falls der Entscheid noch nicht gefällt ist: Wovon wird er abhängig sein?
Stadelmann: Ich werde mir das gut überlegen. Hier bei Kais Mora habe ich die Möglichkeit Profi zu sein. Das ist nicht selbstverständlich für unsere Sportart und ich geniesse das sehr. Es ist toll hier in dieser Mannschaft mit so vielen guten Spielerinnen zu spielen. Kati Eteläpää wird nächste Saison die Red Ants übernehmen, auch das würde mich sehr reizen, Sie als Headcoach zu haben.
swiss unihockey: Was wirst du mit der zusätzlichen Freizeit anfangen? Haben bei dir nebst Unihockey noch andere Hobbies Platz?
Stadelmann: Es ist schwierig, Zeit für andere Hobbies zu finden, so lange man auf diesem Niveau spielt. Aber diese Wochenenden ohne NATI werde ich in Zukunft sicher geniessen. Ich habe keine Angst davor, nichts mit meiner Zeit anzufangen.
swiss unihockey: Als Rekordnationalspielerin verfügst du über einen breiten Erfahrungsschatz auf dem internationalen Parkett. Wäre eine Trainerkarriere auf nationaler (und langfristig internationaler) Ebene langfristig eine Option für dich?
Stadelmann: Es wäre fast schade, wenn man so viel Erfahrung nicht weitergeben würde. Ich würde gerne mein Wissen weitergeben. Ich weiss aber auch, dass nicht jeder erfahrene Spieler automatisch ein guter Trainer sein wird. Aber all das werde ich in Zukunft sehen, wie es kommt. Aber ja, es ist eine Option für mich.
swiss unihockey: In 124 Länderspielen hast du 47 Tore für die Schweiz erzielt. Ist dir einer deiner Treffer in besonderer Erinnerung geblieben? Weshalb?
Stadelmann: Leider kann ich mich nur sehr schlecht an Tore erinnern. Leider...
swiss unihockey: Welches war das witzigste Erlebnis in deiner Karriere als Nationalspielern?
Stadelmann: Schwer zu sagen. Ich habe so viel erlebt in dieser Zeit. Wenn ich jetzt an meine erste WM zurück denke, kommen mir Sachen in den Sinn, die heute nicht mehr vorstellbar sind. Ein Handy oder ein Laptop hatte niemand von uns. Gratulationen bekamen wir per Fax ins Hotel zugestellt. Ich kann mich gut erinnern, dass ich beim Einlaufen meinen Walkman dabei hatte.
swiss unihockey: Welche Person hat dich in deiner Unihockeykarriere besonders geprägt (und warum)?
Stadelmann: Das war sicherlich Felix Coray. Als ich jung war hatte ich Felix einige Jahre als Klubtrainer. Er hat mir sicherlich die nötige Disziplin beigebracht, die es brauchte. Es war nicht immer einfach unter Coray, er konnte sehr hart sein. Aber ich glaube, genau das hat mich all die Jahre sehr stark gemacht. Eine Trainingsabsenz wegen der Arbeit gab es bei ihm nicht. Wenn du nicht in allen Trainings warst unter der Woche, dann hast du nicht von Anfang an gespielt am Wochenende. Egal ob du Kindhauser, Ulmer, Mazzarelli oder Stadelmann geheissen hast.
swiss unihockey: Gab es für dich in internationalen Spielen Lieblings- oder Angstgegner? Wie bist du solche Spiele angegangen?
Stadelmann: Ich hatte immer grossen Respekt für alle Gegner. Aber es ist sicher so, dass ich lieber gegen Finnland, Schweden oder Tschechien gespielt habe. Das Tempo, die Emotionen waren einfach höher als gegen andere Nationen.
swiss unihockey: Wenn du nochmals von vorne anfangen könntest, würdest du etwas anders machen?
Stadelmann: Wirklich viel würde ich nicht anders machen. Ich habe sehr viele schöne Momente erlebt und sehr viele gute Menschen kennengelernt. Ich hatte immer in Vereinen gespielt, in denen man sich sehr professionell auf eine Saison vorbereitete. Das heisst, der ganze Aufbau (Kraft, Schnellkraft, Ausdauer usw.) vor und während der Saison wurde auf alle kommenden Ereignisse wie Meisterschaftsstart, Europacup, Playoff abgestimmt. Ich glaube, dank dieser guten Arbeit hatte ich auch nie grössere Verletzungen.
swiss unihockey: Im kommenden Dezember findet die Herren Unihockey WM der in der Schweiz statt. Wirst du die WM live mitverfolgen? Hast du allenfalls schon Tickets?
Stadelmann: Ja klar, ich werde auf jeden Fall das eine oder andere Spiel schauen gehen. Es wird sicher toll, die Finalspiele im Hallenstadion sehen zu können. Ich hoffe und glaube, dass es sehr viele Zuschauer haben wird. Tickets habe ich aber noch keine.
swiss unihockey: Welchen Tipp kannst du unserer Herren-Nati als Heim-WM erprobte Spielerin mitgeben?
Stadelmann: Sie sollen den ganzen Event geniessen und mit viel Freude an die Spiele gehen.
swiss unihockey: Herzlichen Dank fürs Interview und alles Gute!