Nach der Finalqualifikation war die Stimmung im Schweizer Frauen-U19-Team natürlich bestens. Die Stürmerinnen Nathalie Spichiger und Nina Bärtschi gaben ihrer Freude im Interview Ausdruck.
Freitagabend, kurz nach 19 Uhr in der tropisch warmen Klokocina-Halle im slowakischen Nitra. Eben hat die Schweizer Frauen-U19-Nationalmannschaft ihr Halbfinale überraschend gegen ihre tschechischen Alterskolleginnen mit 3:1 gewonnen. Strahlende Gesichter hier, tränenüberflutete auf der anderen Seite. "Finale, oho", schallt es aus der Schweizer Kabine, während die tschechischen Spielerinnen von ihren Angehörigen getröstet werden. Die Schweizer Fans sind immer noch aus dem Häuschen und erzeugen mit ihren Kuhglocken einen Heidenlärm. "Mir heis gschafft", ruft die eine Spielerin der anderen zu, worauf diese ihr um den Hals fällt. Szenen, welche man von einer Schweizer Unihockey-Nationalmannschaft schon lange nicht mehr gesehen hat.
Nathalie Spichiger setzt sich als erste neben uns. Ungläubig schwenken auch ihre Augen über das Geschehen in der Halle. "Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist. Ich habe immer noch Hühnerhaut am ganzen Körper. Davon hab ich immer geträumt und nun geht der Traum in Erfüllung", stammelt sie glücklich. 60 Minuten lang mussten die Schweizerinnen auf der Hut sein, denn mehrheitlich bestimmten die Tschechinnen das Spiel. Bei Spielhälfte wurde Spichiger eingewechselt, um dem Angriff mehr Würze zu verleihen. "Einfach voll drauf", war ihr Ziel. Am Schluss stand sie auf dem Feld, als endlich die Schlusssirene ertönte. "Es ist so ein geiles Gefühl, wenn du es geschafft hast." Sagts und rast wieder zu ihren Teamkolleginnen.
Nina Bärtschi hetzt derweil von Interview zu Interview. Zwei Tore hat die Vize-Topskorerin der letzten Saison erzielt, das dritte dann vorbereitet. Und sie war die erste Gratulantin, als die überragende Schweizer Torhüterin Simona Stock (20 von 21 Schüssen gehalten) den Best-Player-Preis erhielt. "Es tönt jetzt vielleicht blöd, aber das alles wäre ohne die Unterstützung vom Team nicht möglich", gibt sie die Blumen gleich an ihre Teamkolleginnen weiter. Schon wenige Minuten nach Spielschluss kann sie das Spiel ruhig analysieren. "Wir hatten etwas wenig Ballbesitz, aber wir haben Geduld bewiesen und im richtigen Moment zugeschlagen", sagt sie treffend.
Vor fünf Monaten musste Nina Bärtschi mit der A-Nationalmannschaft an der Weltmeisterschaft in St. Gallen mit dem vierten Platz eine herbe Enttäuschung hinnehmen. Nun folgte ein unerwarteter Höhenflug. "Wir hatten keinen Druck, niemand hat etwas erwartet von uns", vergleicht sie die beiden Turniere und füllt noch ein wenig das Phrasenschwein: "Wir haben das Feld von hinten aufgerollt. Nach jedem Spiel sind wir ein wenig mehr aufgeblüht. Es macht einfach Spass", sagt sie strahlend. Auch das Finalspiel macht die Dietliker Stürmerin nicht nervös. "Das wird hoffentlich ein riesiges Erlebnis. Wir haben nichts zu verlieren und können frei aufspielen", so Bärtschi, welche die Skorerliste derzeit mit sechs Toren und drei Assists anführt.
Im Finale spielen die Schweizerinnen am Samstag um 18 Uhr gegen Finnland. In einem dramatischen zweiten Halbfinale gewannen die Finninnen in der Verlängerung durch einen Penalty von Classic-Stürmerin Alisa Pöllänen in der 65. Minute. Zuvor hatte das schwedische Team erst in der 59. Minute ausgeglichen. Erstmals wird eine schwedische Frauen-U19-Auswahl nicht im WM-Finale stehen. Um 15 Uhr müssen sich die Schwedinnen gegen Tschechien im kleinen Finale messen. Dagegen wird erstmals überhaupt Finnland gegen die Schweiz um den Titel spielen.
Schweiz - Finnland
05.05.2012, 18.00 Uhr